[M1] Saisonrückblick Verbandsliga Ost 2019/20

Verbandsliga Ost, Männer                                                                                                                                                                

11.06.2020      

 

Das Saisonziel „Klassenerhalt“ steht am Ende unter dem Strich, Herz was willst Du mehr? Doch so einfach soll die vergangene Spielzeit nicht abgehakt und zu den Akten gelegt werden. Dafür hatte das nicht zuletzt durch den vorzeitigen Saisonabbruch einmalige Jahr einige Nebengeräusche zu viel. Dazu später mehr.

Die 3. Saison in Folge innerhalb der Verbandsliga war zugleich die zweite unter der fachlichen Anleitung des Trainerduos Gähler/Gröscho. Nach einer guten Vorbereitung sehe man sich gut aufgestellt, um den Klassenerhalt zu erreichen, so gab sich Gähler vor dem Saisonstart noch verhalten optimistisch.

Beim Vorbereitungsturnier in heimischen Gefilden setzte es allerdings 3 Pleiten in 3 Spielen. Auch wenn mit Koweg Görlitz und Blau Weiss 90 Berlin höherklassige Konkurrenz auf der Platte stand, etwas mehr Erfolg für das Selbstbewusstsein wäre schon gut und wünschenswert gewesen.

Beim letzten Test vor dem Saisonstart gab es einen Pokalfight bei Ligakonkurrenten Radeberger SV. Das Ergebnis, ein klares 38:25 zu Gunsten der Hausherren, hatte schon einen üblen Beigeschmack. Zur Halbzeit, beim Stand von 18:14 konnte man noch so halbwegs von Schlagdistanz sprechen. In den zweiten 30 Minuten klingelte es gar 20 Mal im Rietschener Tor – viel zu viel, um überhaupt einen Anspruch vom „mitspielen“ haben zu dürfen. Nach dem Seitenwechsel konnte man auch nicht von einem „Fight“ auf Rietschener Seite sprechen.

Mit mehr Fragezeichen zum Leistungsstand und einem schwachen Selbstbewusstsein ging es zum Saisonauftakt gegen die Reserve von Elbflorenz III, die sich öffentlich zu ihrem Saisonziel bekannten. Ein 3. Platz sollte es werden.

In einem „komischen Spiel“ (Zitat Stefan Friebe von HC Elbflorenz Dresden III) hatten die Gastgeber das bessere Ende für sich. Allerdings war der spätere 31:26 – Erfolg erst in den letzten 10 Minuten, nicht zuletzt mit einigen glücklichen Verläufen für Rietschen, eingetütet worden. Im 2. Spiel, beim ESV Dresden, ging es schon überraschend mit einer Führung in die Kabine (15:12). Im 2. Durchgang konnte diese bis zum Abpfiff gehalten werden. Hier hatte Torwart Weiser mit einem abgewehrten 7-m-Wurf in den Schlusssekunden maßgeblichen Anteil. (26:25)

Mit wackligen Knien gestartet, mit 4 Punkten aus 2 Spielen das Maximum geholt, so kann es weiter gehen! Jetzt stellte sich Aufsteiger OHC Bernstadt in Rietschen vor. Ein hoher Sieg war nicht nur der Wunsch, einige sprachen bereits von Erwartung. Der Liganeuling hielt lange gut mit (34. Minute: 19:17), konnte die rote Karte für Alexander Pauk 2 Minuten später nicht kompensieren. Rietschen kam nun richtig in Schwung, viele Dinge klappten wie gewollt. Am Ende holte man sich mit einem klaren 37:26 – Sieg die nächsten beiden Pluspunkte und grüßte plötzlich kurzzeitig von der Tabellenspitze.

Trotz der 6:0 Punkte wurde das Saisonziel nicht korrigiert, auch wenn das Außenstehende nicht verstehen wollten bzw. konnten.

Der Höhenflug wurde bereits eine Woche später gestoppt. Auswärts bei Hartha schien eine andere Mannschaft zu agieren. Spärliche 8 eigene Treffer in den ersten 30 Minuten sind keine gute Voraussetzung, um ein Spiel für sich zu entscheiden, schon gar nicht, wenn der Gegner bereits 13 mal getroffen hat. Die 2. Halbzeit (10:10) sollte aber wieder mehr Mut machen – das nächste Heimspiel stand an. Der Absteiger aus der Sachsenliga, RIO Oschatz gab sich die Ehre. In einem ausgeglichenen Spiel wurde der große kämpferische Einsatz belohnt. Beim Stand von 21:20 für Riesa gab es in der 57. Minute eine Doppelbestrafung für Rietschen. Ohne Noack und Philipp schafften es die Verbliebenen nicht nur zum Ausgleich, mit der letzten Aktion war sogar noch der Siegtreffer drin. Am Ende gab es ein verdientes Unentschieden. (21:21)

In der nun mehrwöchigen Herbstpause verloren die Rietschener leider etwas von ihrer Leichtigkeit. Die Niederlage bei Spitzenreiter (und späterem Aufsteiger) KJS Dresden war zu erwarten, hätte aber vielleicht nicht sein brauchen. Mit 14 Fehlwürfen allein in der 2. Halbzeit musste man die Hausherren davonziehen lassen (Endstand: 27:22 für KJS)

Mit nunmehr 7:5 Punkten war alles noch im Lot und die Aussicht auf weitere Pluspunkte in der Partie gegen Schlusslicht Niederau stimmte optimistisch. Trotz des 36:32 – Sieges war es ein eher mühevolles Unterfangen. Die Gäste lagen eine Viertelstunde vor Ultimo noch in Führung…Mit einem kämpferischen Aufbegehren konnten aber die nächsten beiden Pluspunkte eingefahren werden.

Danach folgte ein typisches Sonntagspiel: Beim Vorletzten, Sportfreunde Dresden 01, standen die Rietschener von Beginn an auf verlorenem Posten. Als Tabellenvierter angereist musste man sich bis zum Halbzeitpfiff teilweise vorführen lassen. Das 6:15 zum Seitenwechsel war das Ergebnis der schwächsten Leistung im bisherigen Saisonverlauf. Am Ende gab eine derbe Niederlage: 16:26.

Im darauffolgenden Heimspiel gegen den RSV Radeberg fielen gleich 4 Spieler auf Seiten der Gastgeber aus. So hatten die Bierstädter keine große Mühe, das Ligaspiel genauso wie das Aufeinandertreffen in der 1. Pokalrunde mit 13 Treffern Unterschied zu gewinnen. (37:24)

Auffallend in dieser Phase der Saison war die hohe Zahl der Gegentreffer. In den letzten 3 Spielen waren es gleich 95 Stück, so sind die daraus resultierenden Niederlagen nur eine logische Folge.

Mit einem nunmehr ausgeglichenen Punktekonto (9:9) ging es nach Großenhain.  Dort konnte Dank einer besseren Abwehrarbeit (24 Treffer) der Abwärtstrend gestoppt werden. Mit dem 2. Auswärtssieg der Saison standen die nächsten Pluspunkte auf der Habenseite.

Das letzte Spiel der Hinrunde bescherte Rietschen erneut ein Heimspiel. Die Men in Black aus Radebeul kämpften sich nach einem 18:12 für Rietschen zur Halbzeit wieder heran. Die Gastgeber benötigten am Ende einen einfachen technischen Fehler der Radebeuler, um mit 27:26 denkbar knapp zu gewinnen.

Die Rietschener holten in der Hinrunde 13:9 Punkte. Der Sieg beim ESV Dresden war etwas glücklich, dafür die Niederlage bei den Sportfreunden bitter wie unnötig. Das Fehlen von Rückraumschützen Holubek konnte durch Noack, Walter und Hänchen sehr gut kompensiert werden.

Die Fahrt in Richtung Saisonziel – Klassenerhalt schien unaufhaltsam.

Die nun folgende Weihnachtspause wurde leider nicht genutzt, um den bisherigen Verlauf aufzuarbeiten und sich zielgerichtet auf die Rückrunde vorzubereiten. Die Rückkehr von Aufstiegstrainer Domko zur nächsten Saison wurde offiziell bekannt gegeben. Trainer Gähler versprach, mit vollem Einsatz seinen Vertrag bis zum Saisonende zu erfüllen.

Der Auftakt in die Rückrunde bei Elbflorenz III ging mit 30:25 verlustig. Der ESV Dresden spielte eine Woche später deutlich stärker auf als im Hinspiel und revanchierte sich für die Pleite im September (29:35).

Nun ging es zum mittlerweile ambitionierten Neuling OHC Bernstadt. In keiner Phase konnten sich  die Stahlwölfe mit dem nötigen Biss präsentieren. So ging auch die 3. Rückrundenpartie in die Hosen. (28:26).

Mit den 3 Niederlagen im Rücken musste gegen Hartha nun unbedingt ein Sieg her. Trotz lobenswertem Einsatz waren 3 vergebene Siebenmeterwürfe in der 2. Halbzeit mindestens zwei zuviel. Rietschen verlor mit 29:30.

Nach dem Spiel setzte sich der Unmut über die eigenen Unzulänglichkeiten außerhalb des Spielfeldes fort. Das Trainergespann sah sich zur Rechenschaftslegung gezwungen, hatte das Team und deren Vertrauen hinter sich. Als Folge dieses Gesprächs zog Trainer Gähler die Reißleine und verabschiedete sich aus Rietschen. Co-Trainer Gröscho übernahm nun die Geschicke, musste das Team aber auf die beiden schweren Spiele gegen Ligakrösus KJS Dresden und Sachsenligaabsteiger Riesa/Oschatz vorbereiten.

In Riesa konnte man lange an einer Überraschung schnüffeln. 4 Minuten vor Abpfiff hatte man beim Stand von 22:24 mehrfach die Chance auf weitere Torerfolge. Hier machte sich das Fehlen von Noack deutlich bemerkbar, weil dieser nun den langzeitverletzten Holubek nicht mehr „vertreten“ konnte. RIO setzte sich mit 26:23 durch und Rietschen kassierte die 5. Niederlage im 5. Rückrundenspiel.

Der freie Fall konnte auch im Spiel gegen KJS Dresden nicht aufgehalten werden. Der Spitzenreiter setzte sich erwartungsgemäß mit 36:27 durch.

Mit den nunmehr 0:12 Punkten rutschte Rietschen in der Tabelle auf Platz 8 ab. Bei der nicht zu erwartenden Rückkehr von Noack/Holubek waren die Aktivitäten aus dem Rückraum überschaubar. Der Wille des Teams und des Trainers waren gegeben, keine Frage. An den Möglichkeiten der Umsetzung durfte zu Recht gezweifelt werden. Wie sollten die nächsten Spiele erfolgreicher gestaltet werden?

Mitten in diese Überlegungen überraschte der Corona-Virus die Welt. Die Saison wurde unterbrochen, später für beendet erklärt. Rietschen blieb auf dem 8. Platz, schaffte den Klassenerhalt. Um es vorsichtig auszudrücken: Wäre die Saison planmäßig weitergegangen, es hätte einige glückliche Momente gebraucht, um nicht in den Abstiegskampf hinein gerissen zu werden.

Ende Juni geht die Vorbereitung auf die neue Saison los. Ob die beiden Langzeitverletzten aus dem Rückraum wieder in das Geschehen eingreifen können, ist nach wie vor fraglich.